Musikalisch umrahmte Lesung "Stunden im Garten. Ein Idyll"
Veranstaltungsdetails
Monologisches Gedicht in sechs Teilen von Hermann Hesse.
Rezitation - Matthias Schuppli
Oboe und Englischhorn - Hans Martin Ulbrich
Während Hesse in frühen Prosaschriften wie "Hermann Lauscher" sich aus provinzieller Realität in durchsichtig märchenhafte Fantasien träumt (Lulu Kapitel), ist dieses sechsteilige monologische Gedicht eine Art Odyssee in den ganz realen eigenen Blumen- und Gemüsegarten. In Hexametern steuert sein "Traumschiff" durch die botanische Vielfalt seiner Gartenbeete im Tessin - bis zum Unkrauthaufen an der Weissdornhecke. Die "Kunst des Müssiggangs" bei einfachen Arbeiten, wie z.B. dem Sieben der Gartenasche zur Bodenverbesserung, trägt ihn in philosophische Tiefen und in die Nähe der Inspiration zu wichtigsten Werken (Glasperlenspiel). In und zwischen den Versen entsteht ein lächelndes Selbstportrait des älteren Dichters auch in seinem Eheverhältnis zur dritten Frau, Ninon Dolbin (geb. Ausländer) und ein Bild seiner inneren Emigration aus drangvoller Zeit (30er Jahre). In Zeiten des Klimawandels und dem Verlust ursprünglicher Naturverbundenheit ist dieses sprachliche Wunderwerk von erstaunlicher Brisanz. An der Oboe nimmt Hans Martin Ulbrich einen mozartschen Gedanken Hesses auf und baut improvisierend einen musikalischen Raum für die Sprache.
Matthias Schuppli wurde als junger Schauspieler nach seiner Hörspielarbeit mit Gerd Westphal von Rudolf Noelte als Hamlet nach Bonn engagiert (1981/82). Seither hat er in vielen grossen Rollen gastiert. An der Freien Volksbühne Berlin, am Thalia Theater Hamburg und am Schauspielhaus Zürich. In Zusammenarbeit mit Regisseuren wie Dieter Wedel, Peter Striebeck und Achim Benning u.v.a.. Er war Ferdinand in Kabale und Liebe (Schiller), Essex in Elisabeth von England (Bruckner), Leonce in Leonce und Lena (Büchner). Später Möbius in den Physikern (Dürrenmatt) Wronskji in Anna Karenina (Tolstoi) und zuletzt Salieri in Peter Schaffers Amadeus. Daneben hat er auch Gesangsrollen im Musiktheater übernommen. Am Lehar-Festival Bad Ischl, auf Tour und in grossen schweizerischen und österreichischen Musicalproduktionen. Der Grenzbereich zwischen Sprache und Musik und die Zusammenarbeit mit verschiedensten Musikern und Komponisten ist seine Leidenschaft - in vielen eigenen musikalisch literarischen Abenden: Beispielsweise Heines Lyrisches Intermezzo und Schumanns Dichterliebe mit dem Sänger Werner Güra, mit dem Basler Streichquartett einen Nordischen Abend (Grieg, Sibelius - Kalevala) und als nächstes Projekt Walt Whitmans "Leaves of Grass" und die amerikanische Songkultur mit Maya Boog.
Hans Martin Ulbrich entstammt einem musischen Elternhaus. Er wuchs auf in Basel, im Dreiländereck, studierte dort Oboe und Englischhorn, hatte einen Briefkontakt mit Hermann Hesse, Lisa Tetzner und Kurt Held, lebte als junger Musiker in Paris und in Deutschland, schrieb zeitlebens Texte, veröffentlichte Lyrik und Prosa sowie Musikeranekdoten (Reclam-Verlag). Während 41 Jahren wirkte er als Oboist im Tonhalle-Orchester Zürich, an der Musikhochschule sowie in vielen Ländern. Vom Dirigenten (und Oboisten) Rudolf Kempe wurde er als Instrumentalist in prägender Weise gefördert.
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